Im Falle einer Vollfinanzierung bringt der Kreditnehmende keine eigenen Mittel für das Haus oder die Wohnung auf, sondern finanziert die Immobilie komplett über Fremdkapital.
Banken vergeben Annuitätendarlehen an Selbstnutzende in der Regel nur bis zu einer bestimmten Beleihungsgrenze, welche bei etwa 60 bis 80 Prozent des Beleihungswertes liegt. Die restlichen Kosten musst du mit eigenem Ersparten abdecken. Auf diese Weise wollen die Kreditinstitute sicherstellen, dass sie keine Verluste einfahren, falls die Kundin oder der Kunde zahlungsunfähig wird und die Immobilie veräußert werden muss.
Es sind jedoch grundsätzlich auch sogenannte Vollfinanzierungen möglich. Die Bank übernimmt dann 100 Prozent deiner Kosten. Eine 105- oder 110-Prozent-Finanzierung kommt ferner zustande, wenn der Kreditgebende auch noch deine Erwerbsnebenkosten wie Notargebühren und Maklerprovision über den Hauskredit finanziert.
Risiken der Vollfinanzierung
Der Ablauf einer Vollfinanzierung entspricht dem einer Finanzierung mit Eigenkapitalanteil. Ein bedeutender Unterschied besteht allerdings in der Höhe der Hypothekenzinsen.
Weil die Bank ein größeres Risiko eingeht, wenn sie dir eine Vollfinanzierung gewährt, setzt sie die Darlehenszinsen in der Regel 0,5 bis 1 Prozent höher an als bei einer vergleichbaren Finanzierung mit Eigenkapital. Das führt nicht nur dazu, dass die Gesamtkosten für die Baufinanzierung spürbar steigen, sondern birgt auch für die Zukunft ein Risiko.
Denn nach Ablauf der Sollzinsbindung musst du einen entsprechend höheren Restschuldbetrag tilgen. Die Baufi24 Expertinnen und Experten gehen mittelfristig von weiter anziehenden Hypothekenzinsen aus. Das würde für dein Folgedarlehen bedeuten: Die Raten steigen womöglich kräftig und werden – im schlimmsten Fall – für dich unbezahlbar.
Aufgrund dieser Gefahr haben Kreditnehmende mit einer Vollfinanzierung höhere Tilgungsleistungen zu erbringen als Immobilienkaufende mit einem herkömmlichen Darlehen. Üblich ist ein anfänglicher Tilgungssatz von zwei oder drei Prozent. Somit steigt deine monatliche Belastung aus Zinsen und Tilgungen oft auf das Doppelte im Vergleich zu einer Finanzierung mit Eigenkapital. Dadurch können deine Kosten pro Monat schnell deutlich über tausend Euro liegen, selbst bei einer günstigen Immobilie. Mit dem Tilgungsrechner kannst du die optimale Tilgung für deinen Immobilienkredit berechnen.
Banken erwarten überdurchschnittliche Bonität
Die höheren Raten und genannten Risiken sind der Grund, weshalb Banken bei der Vergabe von 100-Prozent-Darlehen eine überdurchschnittliche Bonität der Kundin oder des Kunden voraussetzen. Eine solche Finanzierung kommt deshalb beispielsweise für jüngere Immobilienkaufende oder Bauende infrage, die noch nicht genügend Eigenkapital ansammeln konnten, aber über dauerhaft hohe Einkünfte verfügen.
Hierbei sollte dein Einkommen groß genug sein, dass du damit nicht nur deine Kreditraten bezahlen und deinen Lebensunterhalt bestreiten kannst. Das Gehalt muss ebenso für Rücklagen für Neuanschaffungen, Reparaturen oder Modernisierungen sowie für unvorhersehbare Ausgaben reichen. Dadurch bewahrst du dir einen wichtigen finanziellen Spielraum für dein alltägliches Leben.