Das Wichtigste zusammengefasst
Die deutsche Gesellschaft befindet sich am Beginn eines tiefgreifenden soziodemografischen Wandels mit weitreichenden Folgen für die Wohnraumversorgung. Die Kluft zwischen Arm und Reich, eine immer älter werdenden Bevölkerung und neue Lebensstile gefährden die Zukunftsfähigkeit des deutschen Wohnimmobilienbestands.
Die Ergebnisse der Studie zeigen:
- Wohnen droht zu einem Luxusgut zu werden – Wohneigentum ist nur noch für eine Minderheit der Bevölkerung möglich. Der Anteil der Wohnkosten am frei verfügbaren Einkommen ist drastisch gestiegen, was mittlerweile auch in der Mitte unserer Gesellschaft angekommen ist. Knapp jeder dritte Befragte hat im Dezember 2022 mehr als 40% seines Haushaltseinkommens für Wohnen ausgegeben.
- 37% der befragten Haushalte besitzen zuhause mehr Platz als benötigt. Die mangelnde Allokation von Flächenbeständen und -nachfrage spiegelt sich in hohen Wohnkosten und in negativen Umweltauswirkungen wider. Rund 28% der Befragten sind von sich aus bereit, im Mittel auf 13% ihrer Individualfläche zu verzichten.
- Flächenverkleinerung führt konsequenterweise zu einem höheren Bedarf an Flexibilität. Eine flexible Planung der Grundrisse oder Räume sowie Vorbereitungen für altersgerechte Ausstattung sichern außerdem den Werterhalt der Immobilie. Aber auch neue Wohnformen werden den Bedarfen der jeweiligen Lebensphase gerecht und das Wohnen der Zukunft prägen.
Welche Konsequenzen lassen sich aus der Studie ableiten?
Sie interessieren sich für die Zusammensetzung der Stichprobe dieser Studie? Eine Übersicht über die Studienteilnehmerinnen und -teilnehmer finden Sie hier.
Implikationen des soziodemografischen Wandels auf das Wohnen
Nicht nur die Bevölkerungsstruktur in Deutschland unterliegt einem kontinuierlichen Wandel, auch der soziodemografische Wandel, worunter die Veränderung der Sozial- und Einkommensstruktur sowie die gesellschaftlichen Veränderungen verstanden werden, gewinnt immens an Stärke. Wirtschaft und Gesellschaft stehen vor enormen Herausforderungen. Besonders spürbar sind die sich aus dem soziodemografischen Wandel ergebenden Implikationen für die privaten Wohnhaushalte.
>> Drei zentrale Herausforderungen des soziodemografischen Wandels in Deutschland wirken massiv auf das zukünftige Wohnen
Herausforderungen
1. Ungleiche Einkommens- und Vermögensverhältnisse
77% der Befragten geben an, dass die ungleiche Einkommens- und Vermögensverteilung massiv auf ihre Wohnsituation wirkt. Verstärkt durch die wachsende Inflation droht eine weitere Spaltung der Gesellschaft in „Arm und Reich“. Investitionen eine eigene Wohnimmobilie und der damit einhergehende Werterhalt sind nur noch für einen kleinen Teil der Bevölkerung möglich.
>> In der Summe bedrohen diese Tendenzen nicht nur die Zukunftsfähigkeit des Wohnimmobilienbestands, sondern auch die Eigentumsbildung erheblich
Hintergrund: Vermögensverteilung
Die Schere zwischen Arm und Reich geht immer weiter auseinander. In Deutschland besitzen die reichsten 10% mehr als die Hälfte des Nettovermögens. Dagegen besitzen ca. 50% der Deutschen gerade einmal 1,3 % des Vermögens (Quelle: DIW, 2019).
2. Veränderung der Altersstruktur
Die Studienergebnisse zeigen, dass 65% der Befragten den Einfluss der sich verändernden Altersstruktur auf ihre Wohnsituation wahrnehmen. Nie zuvor haben Menschen in Deutschland so lange gesund gelebt wie heute. Mit steigendem Alter nimmt jedoch auch die Handlungsfähigkeit der Menschen ab.
>> Häufig werden die vorhandenen Wohnflächen nicht mehr effizient genutzt.
Hintergrund: Veränderung der Altersstruktur
Nach einer Schätzung des Statistischen Bundesamtes lebten am Ende des Jahres 2022 etwa 84,3 Millionen Menschen in Deutschland (Quelle: Destatis, 2023). Damit übersteigt die Zahl den bisherigen Rekordwert. Allerdings verschieben die sinkende Zahl der Personen im jüngeren Alter und die gleichzeitig steigende Zahl älterer Menschen den demografischen Rahmen in bisher nicht gekannter Weise. Jede zweite Person in Deutschland ist heute bereits älter als 45 und jede fünfte Person ist bereits älter als 66 Jahre (Quelle: Destatis, 2021).
3. Veränderung der Lebensstile, die sich in der Veränderung der Haushaltsstruktur widerspiegeln
Ebenfalls eine große Mehrheit – 65% - der privaten Haushalte gibt an, dass die Veränderung der Haushaltsstruktur ihre Wohnsituation beeinflusst. Eine Veränderung der Anzahl der im Haushalt lebenden Personen, z. B. durch die Geburt oder den Auszug eines Kindes, geht häufig mit eine neuen Lebensphase oder einem neuen Lebensabschnitt einher. Aber auch veränderte Lebensstile in der deutschen Gesellschaft, wie beispielsweise die Versingelung, führen zu veränderten Anforderungen an die Wohnsituation.
>> Diesen situativen Veränderungen kann eine Immobilie nur selten gerecht werden. Die Nachfrage nach flexiblem Wohnen wird massiv zunehmen.
Hintergrund: Veränderung der Haushaltsstruktur
Die Entwicklungen der letzten Jahrzehnte zeigen auch, dass die Zahl der Haushalte deutlich schneller gestiegen ist als die Bevölkerungszahl. Entsprechend ist auch die durchschnittliche Haushaltsgröße zurückgegangen. Seit mittlerweile vier Jahrzehnten ist der Einpersonenhaushalt die häufigste Haushaltsform. Aber auch die Zahl der Zweipersonenhaushalte hat stetig zugenommen (bpb, 2021).
Stellenwert des soziodemografischen Wandels für die privaten Wohnhaushalte im Vergleich zu anderen Megatrends
Der soziodemografische Wandel nimmt im Zuge der Transformation des Wohnens eine herausragende Rolle ein. Aus Sicht der privaten Haushalte beeinflusst der soziodemografische Wandel ihre aktuelle Wohnsituation stärker als die Megatrends ökologische Nachhaltigkeit, Digitalisierung oder staatliche Interventionen. Dabei sind es insbesondere die jüngeren Befragten, die dem soziodemografischen Wandel einen hohen Stellenwert beimessen.
>> Der soziodemografische Wandel wirkt massiv auf die Wohnsituation der privaten Haushalte.
Diese Aussage wird durch die zusätzliche Investitionsbereitschaft der privaten Haushalte bei einem Immobilienkauf unterstrichen. Die Befragten wurden gebeten anzugeben, wie viel Prozent ihrer Investitionssumme sie zusätzlich bereit wären zu investieren:
- umweltbewusstes Wohnen: 8,4%
- digitalisiertes Wohnen: 16,8%
- altersgerechtes Wohnen: 16,6%
Transformationspfade des soziodemografischen Wandels im Wohnen
1. Transformationspfad
Ausbau und Erhalt von funktionierenden Infrastrukturen als Antwort auf die Herausforderungen des soziodemografischen Wandels
Soziodemografische Entwicklungen gehen mit veränderten Anforderungen an die Infrastrukturen einher. Gut ausgebaute Infrastrukturen ermöglichen soziale Kontakte, kurze Wege bei der Nah- und Grundversorgung und ein selbst bestimmtes Leben in den eigenen vier Wänden.
>> Infrastrukturen als kritischer Erfolgsfaktor zur Bewältigung soziodemografischer Herausforderungen„Lage, Lage, Lage“ ist im Umgang mit den Herausforderungen des soziodemografischen Wandels zu kurz gedacht. Vielmehr sollte der Fokus auf funktionierende Infrastruktur gelegt werden.
- 71% der Befragten berücksichtigen bei der Standortwahl einer Immobilie vor allem die vorhandene Versorgungs- und Mobilitätsinfrastruktur. Insbesondere vor dem Hintergrund einer älter werdenden Gesellschaft spielen kurze Wege bei der Nah- und Grundversorgung eine bedeutende Rolle und ermöglichen ein selbstbestimmtes Leben bis in hohes Alter.
- Darüber hinaus legen 59% der privaten Haushalte Wert auf eine gute digitale Infrastruktur.
- Für 57% ist eine gute soziale Infrastruktur bei der Standortwahl ausschlaggebend. Die Coronapandemie hat dabei deutlich gemacht, welchen Stellenwert soziale Kontakte und nachbarschaftliche Hilfe auf das Wohlbefinden der Menschen haben.
- Infrastruktur als Wertkomponente. 88% der Befragten denken, dass gut funktionierende Infrastrukturen den Wert einer Immobilie steigern.
2. Transformationspfad
Von der haushaltsnahen Dienstleistung bis zur Pflege: Dienstleistungen erleichtern das Wohnen der privaten Haushalte
Der Dienstleistungssektor hat das Potential, den Herausforderungen des soziodemografischen Wandels im Wohnen zu begegnen. Haushaltsnahe Dienstleistungen (z.B. Wasch- und Einkaufservices) erleichtern jungen Menschen den Alltag. Pflegedienstleistungen ermöglichen einer immer älter werdenden Bevölkerung das Wohnen zuhause.
>> Dienstleistungen rund um die Immobilie stiften privaten Haushalten individuellen Nutzen
-
Aktuell ist die Nachfrage nach Dienstleistungen rund um die Immobilie eher gering; die Potenziale dagegen sind enorm. 43% der Befragten ist ein umfangreiches Dienstleistungsangebot rund die Immobilie wichtig.
- Die Gründe für die Nachfrage nach Dienstleistungen liegen auf der Hand: Eine älter werdende Gesellschaft benötigt Pflege und möchte möglichst lange handlungsfähig bleiben. Aber auch alltagserleichternde Dienstleistungen wie beispielsweise der Wäscheservice oder die Lieferung des wöchentlichen Einkaufs stiften jedem Einzelnen einen zusätzlichen Nutzen.
- Interessante Erkenntnisse liefert die Studie auch auf die Frage, welche Nachfrage für zukünftig für bestimmte Dienstleistungen rund um die Immobilie erwartet wird. Demnach rechnen die Umfrageteilnehmern mit einem Anstieg der Nachfrage nach Pflegedienstleistungen in den nächsten Jahren im Vergleich zu heute um 138%. Auch Komfortdienstleistungen, haushaltsnahe Dienstleistungen und digitale Dienstleistungen werden künftig stärker nachgefragt.
- Private Haushalte können die Nachfrage nach Dienstleistungen in Abhängigkeit ihrer Lebensphase individuell anpassen. Hieraus entsteht in jeder Lebensphase und altersunabhängig ein maximaler Nutzen für die Bewohner einer Immobilie. Vor diesem Hintergrund gehen 40% der privaten Wohnhaushalte gehen davon aus, dass ein Umfangreiches Dienstleistungsangebot die schlechte Lage einer Immobilie kompensieren kann.
3. Transformationspfad
Die flexible Anpassung des Wohnens an die situativen Wohnbedarfe der privaten Haushalte rückt in den Fokus
Während die ersten beiden Transformationspfade in der Verantwortlichkeit des Staates und der Dienstleistungsanbieter liegen, zielt der dritte Transformationspfad auf die Verantwortung des Individuums ab. Denn nicht nur das Einkommen, sondern auch das Alter und die jeweilige Lebensphase der Menschen erfordern immer wieder situative Anpassungen des Wohnens.
>> Steigender Bedarf nach Flexibilität und Multifunktionalität im Wohnen
-
Das Bewusstsein der privaten Haushalte für das Wohnen hat sich drastisch geändert. Für die Mehrheit der privaten Haushalte ist es wichtig, die Wohnfläche effektiv nutzen zu können (82%) und über einen flexiblen Grundriss zu verfügen (54%)
-
Zudem gibt jeder dritte befragte Haushalt (37%) an, mehr Platz zu haben als benötigt wird. Im Mittel sind die privaten Haushalte sogar bereit, 8,5% ihrer Wohnflächen abzugeben.
-
Um auf die individuelle Lebensphase reagieren zu können, ist es 53% der Befragten wichtig, multifunktionale Räume zu haben. 47% der Befragten setzen künftig auf flexible Möbel und 30 % der Befragten auf einen flexiblen Grundriss. Jedem fünften Befragten ist es wichtig, weitere Räume für beispielsweise Feierlichkeiten oder den Familienbesuch anmieten zu können.
-
Unabhängig vom Alter wird der Bedarf nach flexiblem Wohnraum künftig weiter ansteigen. Auswirkungen auf den Wohnimmobilienmarkt werden von den Befragten bereits heute erkannt und erwartet. 61% der Befragten gehen von einer steigenden Nachfrage nach flexiblen Wohnimmobilien aus.
-
Es ergeben sich viele Möglichkeiten Wohnen flexibler zu gestalten. Gemeinsam haben diese, dass kleinere oder flexiblere Flächen auch für Haushalte mit kleineren Budgets Eigentum ermöglichen. Von daher überrascht es nicht, dass 48% der privaten Haushalte davon ausgehen, dass die Kaufpreise für Wohnimmobilien zukünftig stärker vom Flexibilisierungsgrad der Immobilie abhängen werden.
Maßnahmen
3. Transformationspfad: Maßnahme 1
Altersgerechte Ausstattungsmerkmale als notwendige Voraussetzung für den Werterhalt von Wohnimmobilien
-
Flexibilität im Wohnen wird zum einen über altersgerechte Ausstattungsmerkmale erreicht. 52 % der Befragten geben an, bei einem zukünftigen Immobilienkauf auf barrierefreie Ausstattungsmerkmale achten zu wollen. Aktuell besitzen allerdings nur 4% der Haushalte eine barrierefreie Immobilie.
- 72% davon aus, dass die Nachfrage nach altersgerechten Wohnimmobilien in den nächsten fünf Jahren steigen wird. In der Konsequenz lässt sich festhalten, dass der vorhandene Wohnraum zu einem großen Teil nicht barrierefrei ist und hier eine Sanierungswelle bevorsteht. Diese Anpassungen sind erforderlich, um den Wohnbedarfen einer älter werdenden Gesellschaft gerecht zu werden.
- Immobilien, die nicht altersgerecht sind, werden künftig massiv an Wert verlieren. Gerade in den Planungen jüngerer Leute sollte dies berücksichtigt werden. Die befragten Haushalte erkennen die Wichtigkeit der altersgerechten Ausstattung. Im Mittel sind sie bereit 16,5% ihrer Investitionssumme zusätzlich für altersgerechtes Wohnen auszugeben. Bei einem Immobilienwert von 500.000 € ergibt sich eine zusätzliche Investitionsbereitschaft von 82.500 €. Diese Investitionsbereitschaft ist auch erforderlich, um den Werterhalt der Immobilien zu gewährleisten.
3. Transformationspfad: Maßnahme 2
Gemeinschaftliches Besitzen als Maßnahme den Herausforderungen des soziodemografischen Wandels zu begegnen
Haushalte, die mehr als 40% des Haushaltseinkommens für Wohnen ausgeben gelten als überbelastet. In den vergangenen Jahren ist die Wohnkostenbelastung der privaten Haushalte drastisch gestiegen: Galten im Jahr 2021 nur rund 10,7% der Bevölkerung als überbelastet, waren es Ende 2022 fast ein Drittel (31,7%).
>> Trendwende: Menschen verzichten auf individuelle Wohnfläche, um sich zukünftig Eigentum leisten zu können
Um die Bezahlbarkeit zu gewährleisten, sind rund 28% der Befragten bereit, künftig Individualfläche abzugeben und diese durch Gemeinschaftsflächen zu substituieren. Im Mittel sind die Befragten bereit 13% ihrer Individualfläche für Gemeinschaftsfläche abzugeben, um ihr Eigentum zu erhalten. Deutlich wird hier die Spaltung der Gesellschaft in Arm und Reich: Je höher das Nettohaushaltseinkommen, desto weniger sind die Befragten bereit, Individualfläche abzugeben.
3. Transformationspfad: Maßnahme 3
Neue Wohnformen in Abhängigkeit der Lebensphase werden sich künftig etablieren und das Wohnen grundlegend verändern
Die Ergebnisse zeigen, dass neue Wohnformen eine Antwort auf die Herausforderungen des soziodemografischen Wandels sein können.
>> Die soziodemografischen Entwicklungen bringen neue Wohnformen mit sich, die den Bedarfen in der jeweiligen Lebensphase gerecht werden
Gemeinschaftliches Wohnen als Reaktion auf die steigenden Wohnkosten stellen für 28% der Befragten eine realistische Option dar.
26% können sich Microliving vorstellen, wobei die Daten zeigen, dass dies
vor allem jüngere Personen bevorzugen.
21% der Befragten können sich vorstellen in Pflegewohngruppen zu ziehen. Die Bereitschaft in Pflegewohngruppen zu ziehen, hängt unmittelbar mit dem Alter zusammen. So sind es vor allem die älteren Befragten, im Alter möglichst lange handlungsfähig bleiben möchten.
Schließlich können sich 22% der Befragten Co-Living vorstellen, also das Wohnen auf Zeit, voll möbliert mit hotelähnlichen Annehmlichkeiten wie z.B. Wäscheservice
Quintessenz der Studie
Lebenszyklusgerechtes Wohnen
Die vorgestellten Transformationspfade zeigen, dass die Ansprüche der privaten Haushalte an das zukünftige Wohnen stark von der aktuellen Lebensphase abhängen.>> Um stärker an den Bedarfen der Haushalte ausgerichtet zu sein, ist das zukünftige Wohnen nur lebenszyklusgerecht denkbar.
Die Ansprüche eines Individuums an das Wohnen hängen massiv von der aktuellen Lebensphase ab. 61% der Befragten geben an, dass es ihnen wichtig ist ihre Wohnsituation einfach an ihre Lebensphase anpassen zu können. Unabhängig vom Alter zeigen die Ergebnisse, dass den Befragten lebenszyklusgerechtes Wohnen wichtig ist.
Implikationen der Studienergebnisse
- Aufgrund der soziodemografischen Entwicklungen ist für einen Großteil der deutschen Bevölkerung der private Vermögensaufbau mit Immobilien aktuell nicht mehr möglich. Der Staat ist gefordert: Gesucht ist ein politisches Programm zum Erhalt und zur Stärkung der Wohneigentumsquote.
- Die soziodemografischen Entwicklungen zeigen deutlich, dass es zwingend erforderlich ist, die Fehlallokation der Flächen zu stoppen. Die verfügbaren Wohnflächen müssen stattdessen bedarfsgerecht verteilt werden. Dazu sind staatliche Maßnahmen und Anreizsysteme erforderlich. Summa summarum ist die bedarfsgerechte Verteilung der Wohnfläche sowohl aus ökologischer, ökonomischer als auch aus sozialer Perspektive der Schlüssel, um den soziodemografischen Herausforderungen im Wohnen zu begegnen.
- Bedarfsgerechtes Wohnen erfordert die vorhandenen Flächen flexibel zu gestalten. Die Maßnahmen dazu sind nicht nur flexible Grundrisse, flexible Räume und flexibles Mobiliar. Auch Teilen statt Besitzen rückt in den Fokus. Der eigene Flächenbedarf kann künftig stärker über Gemeinschaftsflächen abgedeckt werden.
- Um den Herausforderungen des soziodemografischen Wandels zu begegnen, müssen außerdem alternative Wohnformen zukünftig eine größere Rolle spielen. Durch Gemeinschaftliches Wohnen oder Microliving kann Wohnen für jüngere Generationen bezahlbar gemacht werden. Pflegewohngruppen sichern dagegen älteren Generationen ein selbstbestimmtes Leben in der eigenen Immobilie.
- Dienstleistungsanbieter sind gefragt und müssen neue Dienstleistungsangebote rund um die Immobilie schaffen: Mit steigender Lebenserwartung nimmt auch die Wahrscheinlichkeit zu, hilfsbedürftig oder pflegebedürftig zu werden. Um trotzdem möglichst lange selbstbestimmt in der eigenen Immobilie zu leben, werden Pflegedienstleistungen massiv ansteigen. Aber auch jüngere Generationen profitieren von einem umfangreichen Dienstleistungsangebot rund um die Immobilie. Die Fernauslese der Heizung oder der Wasch- und Einkaufservices erleichtern den Alltag und schaffen eine ausgewogene Work-Life-Balance.
Anhänge
Anhang 1: Stichprobenzusammensetzung
Zur besseren Einordnung der Studienergebnisse und des gesamten Forschungsprogramms wurden zusätzlich zum Megatrend Soziodemografie Fragen zu den Persönlichkeitsverhältnissen der privaten Haushalte in die Befragung integriert
Anhang 2: Einordnung der Studie in das Forschungsprogramm
Wohnen in Deutschland wird sich durch den Strukturwandel so stark verändern wie noch nie in den letzten 100 Jahren.Im Rahmen dieses Forschungsprogramms werden die fünf wichtigsten Megatrends unserer Zeit, hinsichtlich ihres Einflusses auf Standort- und Wohnpräferenzen, Wohnbedarfe, und Wohnungsmärkte untersucht. Bereits im ersten Teilprojekt (Megatrend: Ökologische Nachhaltigkeit) wurde der Wunsch nach Energiesouveränität, der vor allem durch ein steigendes Umweltbewusstsein und durch einen erhöhten Kostendruck entsteht, durch die privaten Haushalte unterstrichen. Die Digitalisierung wird die Ansprüche an das Wohnen zusätzlich verändern.
Die Ergebnisse des zweiten Teilprojekts machen deutlich: In den nächsten zwei Jahrzehnten zeichnen sich drastische Veränderungen der wohnungswirtschaftlichen Rahmenbedingungen ab. Die breite Öffentlichkeit, der Staat und die Akteure der Wohnungswirtschaft müssen sich darauf einstellen, dass sich das Wohnen, wie wir es bislang kennen, verändern wird. Digitale Komponenten, wie beispielsweise digitale Heizungssteuerungen, werden auf die Preisentwicklung und die Betriebskosten einer Immobilie massiv Einfluss nehmen. Als Enabler ermöglicht die Digitalisierung klimagerechtes und bezahlbares Wohnen. Aber auch im Zusammenhang mit den demografischen Entwicklungen (Teilprojekt 3) und dem Fachkräftemangel im Pflegebereich wird die Digitalisierung für ein lebenslanges Wohnen in den eigenen vier Wänden entscheidend sein.
Die Studie zeigt vier Transformationspfade auf und verdeutlichen in Zahlen, Daten und Fakten, dass die Digitalisierung nach langem Anlauf im Wohnen vor dem Durchbruch steht. Die Ergebnisse machen zudem deutlich, dass ein drohender Wertverlust für Immobilien ohne digitale Komponenten bevorsteht.
Anhang 3: Über die Studie „Transformation des Wohnens in Deutschland“
Deutschland befindet sich derzeit in einem der gravierendsten Strukturwandel von Wirtschaft und Gesellschaft der letzten hundert Jahre durch die Megatrends: Ökologische Nachhaltigkeit, Digitalisierung, Soziodemografie, Urbanisierung und staatliche Intervention. Dieser Strukturwandel löst tiefgreifende und langfristig wirkende Veränderungsprozesse bis in den Wohnungssektor aus. Deshalb stellt der unabhängige Immobilienkreditvermittler Baufi24 zusammen mit der Technischen Universität Darmstadt im Rahmen des umfassenden Forschungsprogramms „Transformation des Wohnens in Deutschland“ in insgesamt sechs Teilprojekten Megatrends, Veränderung der zukünftigen Wohnsituation privater Haushalte und Auswirkungen auf Wohnungsnachfrage und -angebot, regionale, qualitative und quantitative Verschiebung zwischen den Wohnungsmarktsegmenten sowie Auswirkungen auf die Stadt- und Regionalentwicklung dar.
Einen Überblick über alle Studien finden Sie hier: alle Studien
Download der Studie
Impressum
Immobilienwirtschaft und Baubetriebswirtschaftslehre Fachbereich Rechts- und Wirtschaftswissenschaften Technische Universität Darmstadt, Hochschulstr. 1, 64289 Darmstadt